Seit fast sieben Jahren leitet Philipp Eisele das Dezernat 16. Er ist angestellt bei den Heidelberger Diensten gGmbH und verantwortet das Zentrumsmanagement. Damit ist er Ansprechpartner nicht nur für alle Mieter und Interessierte, sondern auch zuständig, wenn es um die Vergabe von Veranstaltungsräumen geht. Neben der Gebäudeverwaltung und den administrativen Tätigkeiten, die so ein Zentrum mitbringen, liegt ihm die laufende Verbesserung, die Weiterentwicklung der Angebote und vor allem die Förderung von Unternehmertum und Eigeninitiative am Herzen.
Philipp, wie bist Du Zentrumsmanager geworden und was hast Du davor gemacht?
Ich bin Diplom-Pädagoge und wollte ursprünglich in die Erwachsenenbildung gehen. Parallel war ich nebenher selbständig als Musikproduzent und DJ. Ab 2010 habe ich das „Kosmodrom“ mitaufgebaut, eine Kulturbühne, die jungen Künstlern und Musikern ermöglicht hat, eigene Kulturveranstaltungen umzusetzen. Da hatten wir intensiven Kontakt mit der Stadtverwaltung und dem Kulturamt. Ich versuchte für das Projekt, das 2012 aus verschiedenen Gründen eingestellt wurde, weitere Ansprechpartner zu finden. Dazu gehörten die Heidelberger Dienste mit Wolfgang Schütte. Mit ihm habe ich mich getroffen und ihm Ende 2012 mein Leid geklagt. Da stand bereits im Raum, dass in der Stadt ein Kreativwirtschaftszentrum entstehen soll und die Heidelberger Dienste als Betreiber in Frage kommen. Als die Entscheidung vom Gemeinderat getroffen wurde, habe ich mich bei den HDD beworben. Was ich spannend fand, war, dass ich meine Erfahrung einbringen konnte und gleichzeitig eine Perspektive hatte, an der ich mitgestalten konnte. So bin ich seit Mai 2013 Zentrumsmanager und habe mit Wolfgang Schütte hier quasi das Licht angemacht.
Deine Aufgaben liegen also an der Schnittstelle zwischen der Stadt Heidelberg und den Kreativen, Du bist also eine Art Vermittler.
Wolfgang Schütte hat mal den Begriff „Intermediärer Partner“ gebraucht, den greife ich immer gerne auf. Das hört sich ein wenig sperrig an, aber trifft es ganz gut.
Was gefällt Dir an Deinem Job und was machst Du besonders gerne?
Es macht mir einfach Spaß, dass die Arbeit so vielfältig ist und es durch den Austausch möglich ist, gute und schnelle Lösungen zu finden. Worüber ich mich sehr freue, ist, wenn ich sehe, dass hier Initiativen entstehen und neue Ideen von der Mieterschaft realisiert werden. Ein gutes Beispiel ist der letzte Weihnachtsmarkt, der ganz alleine von Mietern gestaltet und organisiert wurde. Dazu haben wir uns kurz zu den Rahmenbedingungen abgestimmt. Ab einer bestimmten Größe kann eine solche Umsetzung kompliziert werden, aber da sind wir ja dann da und unterstützen.
Unterstützung ist ein guter Punkt, das ist ja etwas völlig anderes als Dienstleister. Wie siehst Du die Rolle des Dezernat 16?
Für uns bedeutet Unternehmertum, und unsere Mieter sind ja alles Unternehmer, immer Eigeninitiative. Wir sehen uns als Partner, geben auch immer mal wieder Impulse. Aber wir tragen hier niemanden zum Jagen. Wir bieten Rahmenbedingungen an, in Form von Räumen, beziehen unser Netzwerk und externe Partner mit ein und unterstützen die Ideen, die sich daraus entwickeln. Wir sind aber kein Dienstleister, der alle Veranstaltungsformate, Kunden und Netzwerke ins Haus bringt. Wir wollen nichts von außen überstülpen, sondern ein Umfeld schaffen, in dem sich alle die Atmosphäre selbst schaffen können. Die Vernetzung zu fördern und zu unterstützen, so sehen wir unsere Aufgabe im Dezernat 16.
Zusammenarbeit ist im Dezernat 16 ja ein großes Thema. Wie sieht das für Dich aus?
Wir von den Heidelberger Diensten arbeiten gerne mit jungen Unternehmen und überlegen auch immer, wie wir sie in bestimmte Prozesse miteinbeziehen können oder ob wir sie beauftragen können. Wir haben zum Beispiel in der Leitstelle ein Start-Up und sind auch mit den breidenbach studios damals ins Coworking gestartet, als sie noch ein Start-Up waren. Wir haben Leading Edge, die uns bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen. Bei verschiedenen Gestaltungen greifen wir auf Dienstleister aus dem Haus zurück oder empfehlen Unternehmen aus dem Haus auch in die Stadt. Auch wenn hier im Haus oft verrückte Ideen dabei sind, kommen am Ende sehr interessante Sachen raus. Wir haben hier im Haus so viel Potenzial und schauen immer, wo wir sozusagen die internen Kompetenzen aktivieren können.
Was sind die Ziele, die Du noch hast? Das Große und Ganze, auf das wir uns zubewegen?
Es gibt im Moment zwei wichtige Ziele. Das eine ist, die Zukunft des Dezernat 16 in der alten Feuerwache zu sichern. Wir sind hier gut aufgehoben, sind beliebt und es gibt aus meiner Sicht auch keine wirklichen Alternativen. Trotzdem müssen wir Perspektiven entwickeln, wie es hier weitergehen soll. Das andere Ziel ist die Entwicklung und die Inbetriebnahme der alten Stallungen als zusätzlichen, zweiten Standort. Dieses weitere Kreativwirtschaftszentrum in Heidelberg ergänzt das bestehende Angebot.
Wenn Du Dir was wünschen dürftest, was wäre das?
Was ich mir wirklich wünschen würde, und zwar gar nicht für mich selbst, ist Planungssicherheit und Zukunftssicherheit für die Unternehmen, die hier drin sind.
Das klingt jetzt trivial, aber aus meiner Sicht ist das ein wichtiger Faktor, damit wir das tun können, was wir wollen, nämlich die Wirtschaft zu fördern. Auch Start-Ups brauchen eine klare Perspektive für ihre Räumlichkeiten. Und nicht nur die Unternehmen, die schon im D16 sind, sondern auch die, die auf der Warteliste stehen und Räume suchen. Vielleicht kann ich es so am besten formulieren: Ich hätte für den Standort gerne eine unbegrenzte Perspektive. Ich weiß aber auch, Wünsche gehen nicht einfach so in Erfüllung, sondern man muss dafür etwas tun. Wir suchen daher gemeinsam mit dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung für alle Herausforderungen eine gute Lösung.
Vielen Dank Philipp, für den Einblick in Deine Arbeit.