Im Mai veranstaltete der Verein KON•NEX Art die Ausstellung »share this« in der ehemaligen Turnhalle des Dezernat 16. Acht Künstlerinnen und Künstler stellten sich im Rahmen dieser Ausstellung zeitaktuelle Fragen nach den Folgen der Digitalisierung für Kunstschaffende. Gerade ist der Ausstellungskatalog zu diesem vielbeachteten Projekt erschienen.
Nach der letzten Gruppenausstellung »grün« erklärte Karin Kopka-Musch, die Vorsitzende des Vereins KON•NEX ART, gegenüber Dirk Welz, sie wolle sich nun erst einmal um ihre eigene Kunst kümmern. „Knapp zwei Wochen später legte sie mir ein fast fertiges Konzept vor. Ihre Idee zu »share this«“, lächelt Dirk Welz bei der Erinnerung.
Digitalisierung der Kunst – mit welchen Folgen?
Kunstobjekte online – Was bedeutet das für den Betrachter wie für den Künstler? Welcher Art sind die Verschiebungen der Begriffe Körper, Raum, Zeit und Objekt bedingt durch die technischen Entwicklungen vor allem des letzten Jahrzehnts? Welche Spannungen entstehen, wenn monatelang gemalt, gezeichnet oder gebaut wird – und in wenigen Sekunden abgelichtet, geteilt, weitergeklickt werden kann? Dreidimensionales, Bewegtes oder Vielschichtiges wird in ein digitales Foto gebannt. Geht dabei etwas verloren? Kommt Neues hinzu?
Für »share this« experimentierten die Künstlerinnen und Künstler, loteten aus und entwickelten ihre Positionen. Kooperationen und offene Diskussionen begleiteten den künstlerischen Schaffensprozess.
„»share this« ist eine Gruppenausstellung, die Kunst, Display und Präsentation im Spiegel von Digitalisierung in den Fokus nehmen will“, erklärte Professor Klaus Merkel bei der Vernissage der Ausstellung am 27. April: „Technologische Innovationen formen seit Jahrzehnten das soziale Umfeld und haben uns inzwischen auf eine Datenautobahn mit ständig wachsendem Tempo gesetzt. Multiplizierbarkeit und Geschwindigkeit vor allem sind es, die die Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung zum Handeln treibt.“
Perspektivensammlung und Perspektivenwechsel
Der Einsatz der unterschiedlichen Medien hatte bei »share this« eine doppelte Funktion. Sie waren zugleich das Thema sowie die Instrumente der Darstellung. Die Künstler waren aufgefordert, frei zu den Themen Kunstvermittlung, Aufmerksamkeit und Ökonomie zu assoziieren. Entstanden ist mit »share this« eine Sammlung von Perspektiven auf den Austausch in digitalen Medien. »share this« – eine Aufforderung zum Teilen, und eine Reflexion über das, was beim und nach dem Teilen geschieht. Mit dem Künstler, mit dem Werk.
Ausstellungskatalog zu »share this«
Der Ausstellungskatalog zeigt die Werke der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. Die Zitate sind Auszüge aus den Beschreibungen. Der Katalog ist digital über die Website von KON•NEX Art zu sehen. Für ein Druckexemplar bitte Kontakt mit dem Verein aufnehmen.
„Die Arbeit von Marie Lukasiewicz stützt sich auf echte Spielregeln oder operiert gleichzeitig mit unseren Phantasien.“
Marie Lukasiewicz: „Das Spiel“, 2016
„Teilen ist bei Samuel Treindl ein technischer Vorgang, in dem sich Oberflächen in prozesshafter Verwandlung teilen.“
Samuel Treindl: „Installation“, 2016/2017
„Das Publikum konnte die Malerin von außen mittels der Buttons „anwählen“ und steuern. So entstanden in fast simultanen Bewegungsabläufen Bilder, die als Videodokumentation nachvollziehbar [waren].“
Karin Kopka-Musch: „wee“, 2011
„Wir sehen: Malmittel, Spur, Entscheidung, Reflexion – das Bild sehen wir nicht.“
Sabine Geierhos, Karin Kopka-Musch, Kathrin Schneider: „Teil-Projekt share this“, 2016/2017
„Eine Fake-Ausstellung, eine im Photoshop-Programm des Computers zusammengestellte Simulation, denn das dort gezeigte Bild existiert nicht mehr, wurde abgespannt und zerschnitten.“
Till Julian Huss: „Solid Software Spaces“, 2017
„Drei Motive, die in ihrer vereinfachten Form an Computerfenster erinnern, motivisch angelehnt an Anzeigenfelder alter Windows-Programme, die erschienen sind, wenn sich der Computer aufgehängt hatte und sich unzählige Fenster als übereinander gelagerte Frame-Stapel öffneten.“
Julian Reiser: „Fiat 1–3“, 2017
„Die Motive sind teils übereinandergelagtert gedruckt, um das fragile System der Codes im Massenprint immer weiter zu dekonstruieren und unlesbarer zu machen.“
Sandra Pulina: „Weiter auf S. 190“, 2017 und „Display-Surrogates“, 2017
Text: Julia Schönborn
Bilder: Dirk Welz, Julia Schönborn