Über Raumvergabe, Gründungsförderung und Stadtentwicklung. Ein Gespräch mit Philipp Eisele, Manager des DEZERNAT#16 von der Betreibergesellschaft Heidelberger Dienste gGmbH.
Im DEZERNAT#16 gibt es fest vermietete Büros, Ateliers, Werkstätten und Proberäume. Aktuell arbeiten hier 88 Mietparteien an ihrer unternehmerischen Entwicklung. Aber nicht nur das. Durch flexible Nutzung können Räume für Veranstaltungen, Seminare, Workshops, Ausstellungen, Band- und Theaterproben sowie Konzerte und vieles mehr temporär angemietet werden, was im Moment von 17 Interessenten regelmäßig in Anspruch genommen wird. Auch ein Platz in einem der beiden Coworking-Spaces erlaubt aktuell 23 Unternehmen einen flexiblen Zugang zu Räumen im Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum. Insgesamt sind damit derzeit rund 130 Unternehmen am DEZERNAT#16 mit ihren Räumen angedockt.
Philipp Eisele weiß: „Es sind Räume und Netzwerke, die zur Verfügung stehen müssen, damit ein neues Unternehmen erfolgreich gestartet und ausgebaut werden kann.“ Als Manager des Kultur- und Kreativwirtschaftszentrums kennt er den Bedarf an Räumlichkeiten, der bei den Gründerinnen und Gründern gefragt ist – und weiß auch, dass sich die Raumsuche vor allem für kleine und junge Unternehmen im Heidelberger Stadtgebiet immer noch als schwierig gestaltet.
„In der Kultur- und Kreativwirtschaft wird häufig mit wenig Kapitaleinsatz gegründet. Eine finanzielle Hürde ist das Anmieten von Räumen. Hier unterstützt die Stadt Gründerinnen und Gründer aus der Kultur- und Kreativwirtschaft, indem sie im DEZERNAT#16 günstige Gewerbeflächen zur Verfügung stellt. Das D#16 ist damit ein wichtiger Baustein der Gründungsförderung der Stadt Heidelberg“, betont Philipp Eisele.
Flexible, individuelle und faire Förderung
Ziel der Förderung ist es, gute Arbeitsplätze und ein tragfähiges Einkommen für viele zu schaffen. Aber auch, durchsetzungsfähigen Businessideen in Heidelberg Raum zu geben und die Palette an Produkten und Dienstleistungen „made in Heidelberg“ zu erweitern.
Das Konzept sieht eine günstige Warmmiete vor. In allen Verträgen ist eine Mietpreisstaffelung enthalten, die Mieter langfristig animieren soll, sich andere Räume zu suchen, um so Platz für Nachfolger freizugeben. Besonders attraktiv ist der flexibel gestaltete Mietvertrag. Gewerbe-Mietverträge sind häufig an einen festen Zeitrahmen geknüpft. Das ist im D#16 nicht der Fall.
Dennoch können Gründungen nicht unbegrenzt gefördert werden. Daher ist eine Beschränkung der Mietdauer notwendig. Das erlaubt den zahlreichen Gewerben, Künstlern und Selbstständigen, die auf der Warteliste für Räume stehen, zum Zug zu kommen.
Im letzten Jahr haben die Heidelberger Dienste daher den ersten Mietparteien aktiv gekündigt. „Wir haben mit allen Betroffenen Gespräche geführt und Lösungen für den Übergang gefunden“, sagt Philipp. Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Gewerbeflächen bieten außerdem die städtische Stabsstelle Kultur- und Kreativwirtschaft sowie das Amt für Wirtschaftsförderung und Wissenschaft.
Mehr Raum für wachsendes Potenzial
Auch die Betriebsdauer des in die Jahre gekommenen Gebäudes ist ein Faktor, den die Heidelberger Dienste gGmbH in ihrer Planung berücksichtigen. Die ehemalige Feuerwache steht seit Beginn der Inbetriebnahme im Jahr 2012 der Kultur- und Kreativwirtschaft nur auf Zeit zur Verfügung. Dass der Zwischennutzungsvertrag so oft verlängert wurde, zuletzt bis Ende 2025, wertet Philipp als großen Erfolg. „Für das DEZERNAT#16 gibt es breite politische Unterstützung.“, sagt er.
Aktuell plant die Stadt ein „Kreativquartier“ auf dem Areal des D#16, auf dem sich Gewerbe, Wohnungsbau und Erholungsfläche verzahnen. Ein weiterer Schritt ist die Entwicklung eines zweiten Kreativwirtschaftszentrum in in der Südstadt, direkt neben dem neuen Karlstorbahnhof. Dieser Ort ist als „Phase-2-Zentrum“ vorgesehen, in dem sich Unternehmen der Kreativbranchen ansiedeln sollen, die sich in einer fortgeschrittenen Entwicklungsphase befinden.
Als Betreiber des DEZERNAT#16 sieht Philipp Eisele die Potenziale einer wachsenden Stadt wie Heidelberg. Aber noch etwas ist ihm wichtig in der Stadtentwicklung. „Um ein Quartier attraktiv zu machen, ist ein Mix aus Wohn- und Gewerbeflächen sinnvoll“, so Philipp. „Es gibt in Heidelberg viel Büroraum, aber es mangelt an Gewerbeflächen wie Werkstätten, Proberäumen, Studios oder Ateliers.“ Eine Lücke, die das DEZERNAT#16 beständig aufzufangen versucht. „Hier gibt es einen hohen Bedarf“, sagt Philipp.