2025 feiert das Theater Carnivore 10-jähriges Jubiläum. Wir sprachen mit dem Autor, Regisseur, Schauspieler und Gründer der Bühne, Florian Kaiser.

Florian, was ist die Wanderbühne des Theater Carnivore?

„Das Theater Carnivore ist eine Wanderbühne im ursprünglichen Sinn, also kein Tourneetheater, sondern die Wanderbühne ist eine mobile Bühne, die auf Reisen oder unterwegs ist. Wir knüpfen an die Anfänge des professionellen Sprechtheaters in Europa an. Und gleichzeitig hat die Wanderbühne sehr viele Qualitäten, weil sie auch ein Theater ist, das sich auf die Zuschauer zubewegt, da wir zu den Menschen kommen und so auch ein neues Publikum für das Theater gewinnen können.“

Wie oft tretet ihr auf?

„Zusammen mit dem Verein Arbeitsgemeinschaft Spektakel hatten wir letztes Jahr über 80 Veranstaltungen organisiert. Ein Teil davon waren Auftritte der Wanderbühne und auch das Wanderbühnenfestival. Darüber hinaus hatten wir einige Gesprächsveranstaltungen, zum Beispiel einen Abend über das indische Wandertheater, an dem ein Verlag Publikationen dazu vorstellte.“

Hast du ein festes Ensemble?

„Das ist eine sehr schöne Frage. Ich bin Einzelunternehmer, das heißt, ich habe keine Festanstellungsverhältnisse. Wir gehen Kooperationen ein, um gemeinsam Stücke zu produzieren, und dafür schließe ich mich mit anderen Künstlerinnen zusammen. Das finde ich eine sehr schöne Art, Theater zu machen. Daraus hat sich ein Ensemble verstetigt, das Lust hat, das mit mir zu machen. Wir sind jetzt seit drei, vier Jahren ein Ensemble von fünf Darstellenden auf der Bühne. Und was ich daran sehr schätze und was ein hohes Gut ist, sind die gemeinsamen Interessen und dadurch die Verfestigung der Truppe. Wir werden nächstes Jahr zehn Jahre alt. Und diese zehn Jahre hat es auch gebraucht, dass sich es so herausbildet“

Dank der Projektförderung „Kulturlab“ des Kulturamtes könnt ihr Autoren beauftragen, Theaterstücke zu schreiben. Wie kam es zu dieser Idee?

„Die Grundidee war, dass es früher Literatur gab, die für Wanderbühnen geeignet war. Dem ist nicht mehr so. Die Anforderungen, die unsere Wanderbühne an ein Drama stellt, sind aus meiner Sicht Anforderungen, die hochwertige Qualität brauchen. Es muss in einem Nicht-Theaterraum sowie einem theaterfremden Publikum vermittelbar sein. Gleichzeitig bietet es sich an, kein Salonstück zu erstellen, sondern sich über den fiktiven Ort Gedanken zu machen. Und genau deshalb war diese Idee da, auch Gegenwartsdramatik als Teil des Gesamtkunstwerks Wanderbühne zu sehen.“

Zum Abschluss noch eine Frage zum Wanderbühnenfestival. Dieses Jahr findet keines statt? 

„Bei der Projektförderung, die wir über Nouveau Horizont (Förderung der Baden-Württemberg Stiftung, Anm. d. Red.) hatten, darf man das gleiche Format nicht noch einmal machen, auch wenn es sehr erfolgreich war. Wir bräuchten einen neuen Frankreich-Aspekt, und den haben wir nicht, wenn wir jetzt wieder Wanderbühnen einladen. Es war wunderschön, wir waren auf dem Wilhelmplatz, wir konnten unglaublich viele Vorstellungen anbieten, ohne Eintritt zu verlangen. Wir haben den öffentlichen Raum nicht abgesperrt. Passanten, spielende Kinder, alle waren Teil des Festivals.“ (Wir berichteten in Ausgabe 4/23 über das Wanderbühnenfestival, Anm. d. Red.)

Vielen Dank für das Gespräch, Florian.

Wanderbühnenfestival auf dem Wilhelmsplatz im Bulletin: kurzlinks.de/bulletin-4-23
Website der Wanderbühne: wanderbuehne.com
Website Arbeitsgemeinschaft Spektakel Heidelberg e.V.: arge-spektakel.org