Christian ist ein neuer Mieter im DEZERNAT#16. Sein Weg führte ihn von der Graffiti-Szene über das traditionelle Hutmacherhandwerk in Florenz hin zu zeitloser, puristischer Mode. Heute präsentiert er seine handgefertigten Stücke in exklusiven Showrooms weltweit, von Fürth, Charleston, San Francisco, New York über Tokio bis Osaka.
Wir müssen beim Hip-Hop anfangen, um Christians Werdegang zu verstehen. Er sprayte, tauschte sich mit anderen in der Heidelberger Szene aus und sketchte Skizzenbücher voll. Aber irgendwann wurde ihm die Grafik zu eindimensional, und er überlegte, was ihn sonst noch berührt. Gedanklich stieß er auf die Mode. Ihn faszinierte der Aspekt der verschiedenen Kulturen. Nicht nur Hip-Hop, auch andere, teils nicht mehr existente Gruppierungen wie die britischen Mods, die Punks oder die Gothic-Kultur tragen ihre eigene (sub-)kulturelle Kleidung. Und heute kann man Cosplayer sehen – größtenteils junge Menschen, die sich wie ihre Comic- und Manga-Helden kleiden.
In puncto Mode startete Christian nach seinem Bachelor of Arts an der Hochschule Pforzheim mit Hüten. Und zwar in Florenz bei einer alten Hutmacherfamilie. Dort arbeitete er zwei Jahre zusammen mit seiner Freundin und entdeckte, dass es in Italien noch viele kleine Manufakturen und Zulieferer gibt. Hierzulande sind die wenigen verbliebenen die letzten ihrer Art.
Zurück in Heidelberg und mit in Italien eingekauftem Stoff im Gepäck, begann Christian selbst mit der Herstellung von Hüten. Ein Jahr voller Tüftelei dauerte es, dann lud er inhabergeführte Ladenlokale nach Paris in eine kleine Galerie ein. Die Strategie ging auf. Und wer weiß, wie es mit der Hutproduktion weitergegangen wäre – hätte Corona die Welt nicht still gelegt. Die Nachfrage brach ein, und Christian nutzte die Zeit der Lockdowns, um der Mode nachzugehen. Seine Freundin, die Kunsthistorie weiter studierte, versorgte ihn mit Input aus der Kunstwelt. An Street-Fotografie „kann man wunderbar Schnittmuster ablesen“. Und ihm war klar, dass er keinen Trend mitmachen möchte. Zeitlose, puristische Mode ist seins. Ohne es zu fokussieren, inspirierte ihn der japanische Modedesigner Yohji Yamamoto bei der ihm die Ruhe gut gefällt die dessen Mode ausstrahlt.
Seit dem Ende der Viruskrise stellt Christian regelmäßig in einem Showroom im Pariser Viertel Le Marais aus und lädt gezielt ein. So verschickt er seine komplett handgefertigten Stücke an Läden in Fürth, Charleston, San Francisco, New York, Tokio und Osaka, auch wenn die Läden teils etwas Geduld aufbringen müssen – die sie wegen der Handarbeit aber auch gerne aushalten.
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