Über den Sommer filzte Stephanie Selke vor allem mit jüngeren Kindern aus dem Heidelberger Ferienprogramm in ihrem Atelier im Dezernat 16. Mit Beginn des Schuljahrs wird sie wieder viel unterwegs sein – an Schulen, Kindergärten und in Altersheimen. Vorher erzählt sie uns, was sie in ihren Workshops und Kursen macht. Und warum das Filzen für viele eine sehr entspannende Komponente hat.
„Kreativ war ich schon immer“, erzählt die gelernte PR-Redakteurin, die sich nach der Geburt ihres Sohnes mit dem Filzen selbständig machte. „In allem was ich tat, interessierte mich der pädagogische Aspekt aber am meisten: Wie lernen wir? Wie kann ich Menschen jeglichen Alters dazu bewegen wieder mit den eigenen Händen zu arbeiten und kreativ zu werden? Als mein Sohn klein war, begann ich dann, hobbymäßig Workshops zum Filzen zu geben. Erst einer Freundin, dann der Freundin einer Freundin. Und als ich dann irgendwann völlig fremden Menschen Kurse gab, entschloss ich, mich damit selbständig machen.“ Aus dem Hobby wurde so Schritt für Schritt ein Beruf – erst ein kleiner, dann ein voller. Ein Atelier fand sich zunächst in den breidenbach studios in Heidelberg. Und als sich das Dezernat 16 entwickelte, war sie eine der ersten Mieterinnen. „Die Raumvergabe war damals spannend. Wir waren zu fünft, und besuchten mit dem Zentrumsleiter Philipp Eisele die alten Fahrzeughallen. Er zeigte die Räumlichkeiten und sagte zu uns, wir könnten uns das aufteilen. Und wir fünf Unbekannte sahen uns erstaunt an und mussten uns doch erst einmal kennen lernen“, lacht Stephanie Selke. Geklappt hat es dann aber wunderbar. Sie suchte sich den Raum für ihr Atelier, und bis heute helfen sich die Mieterinnen und Mieter gegenseitig aus oder stellen ihren Platz bei Bedarf den anderen zur Verfügung.
In den Sommerferien waren dieses Jahr vor allem ihre Kurse mit jüngeren Kindern gut ausgebucht. Stephanie Selke ist jedes Jahr im Rahmen des Ferienpasses dabei und wird auch im Online-Ferienplaner beworben. Und wenn nicht gerade Ferien sind? „Dann besuche ich Schulen und Kindergärten, Altenheime und Eltern-Kind-Zentren wie das in Mannheim.“ Ihr Angebot orientiert sich dabei am Bedarf und am Alter ihrer Teilnehmer. „An Schulen leite ich oft eine Filz-AG. Zum Beispiel in Heidelberg an der Waldparkschule, und in Dossenheim an beiden Grundschulen. Etwa für 10 Workshops bin ich in den kommenden Monaten auch in Mannheim am Eltern-Kind-Zentrum gebucht. Da filze ich mit Kindern, die einen besonderen Betreuungsbedarf haben.“ Zusätzlich kann man Stephanie Selke für Kindergeburtstage und Hochzeiten als Programm buchen.
„Ich habe einige Klassiker, die einfach sehr gerne gemacht werden, aber natürlich habe ich viel Abwechslung im Programm. Normalerweise reise ich mit meinem vollgepackten Mini an, in dem alles drin steckt, was ich für einen Workshop brauche. Dann zeige ich mein Beispiel, und dann legen wir eigentlich direkt los“, lächelt Stephanie Selke, als sie den Ablauf eines Workshops erklärt. Parallel zum gemeinsamen Filzen erläutert sie Handgriffe oder die Wolle, die gerade bearbeitet wird. „Außerdem erzähle ich bei der Arbeit gerne Geschichten, zum Beispiel über rosane Schafe. Das kommt immer sehr gut an.“
Filzen ist für Stephanie auch deshalb faszinierend, weil aus loser, ungesponnener Wolle praktisch alles entstehen kann: „Mit älteren Menschen filze ich gerne Bälle, weil diese Bälle später für bestimmte Übungen zur Therapie weiter verwendet werden können. Gerade mit kleinen Kindern eignen sich Blumen und Schnüre. Größere Kinder und Jugendliche können sich an kompliziertere Gegenstände wagen: Eine Handyhülle, ein Einband für ein Notizbuch, Lesezeichen und vieles mehr. Also auch Dinge, die im Alltag Verwendung finden.“ Darüber hinaus ist ihr wichtig, dass alle Teilnehmer jeden Arbeitsschritt selbst machen können. „Natürlich überprüfe ich, helfe hier und da, nehme den letzten Schritt ab, wenn die Kraft noch fehlt. Aber pädagogisch finde ich nichts schlimmer als wenn meine Schülerinnen und Schüler die Aufgaben nicht selbst bewältigen können.“ Das Erfolgserlebnis, etwas aus der Wolle selbst entstehen zu lassen, schätzen Teilnehmer aller Altersstufen. „Viele Kinder und auch ältere Menschen geben mir die Rückmeldung, dass sie sich bei der Arbeit total entspannen konnten und das Filzen regelrecht therapeutisch wirkt.“ Stephanie führt das auch auf das Ausgangsmaterial zurück: „Wolle hat schon etwas Besonderes“.
Mit ihrem Angebot hat Stephanie Selke im Rhein-Neckar-Kreis ein Alleinstellungsmerkmal. So wird sie auch immer öfter für Mitarbeiterfeste und die Erwachsenenbildung entdeckt und gebucht. Auch über längerfristige Kooperationen mit Kindergärten freut sie sich. Für ihre Kurse im Herbst und zur Weihnachtszeit können sich Interessierte aller Altersstufen über die Website anmelden. Ein weiterer Wunsch für die Zukunft betrifft das Dezernat 16 direkt: „Wir fühlen uns dem Standort hier sehr verbunden, er ist zentral, und wir haben alle viel Liebe in unsere Räumlichkeiten gesteckt. Es wäre schade, wenn wir hier die Zelte komplett abbrechen müssten.“
Text und Fotos: Julia Schönborn